Farbenlehre

"Ein gutes Pferd hat keine Farbe!"

 

Natürlich stimmt es, dass ein gutes Pferd keine Farbe hat. Genauso wie, dass man auf dem Papier nicht reiten kann. Trotzdem versteht man unter Pferdezucht die gezielte Anpaarung von geeigneten und zusammen passenden Linien, um ein bestimmtes Zuchtziel zu verfolgen und die entstehenden Pferde ständig zu verbessern.

Wir züchten hauptsächlich im Auftrag und verstehen unter der modernen Pferdezucht auch, dass man nicht nur auf die Eignung, die Größe, das Exterieur und das Interieur, sondern eben auch auf die Farbe des Pferdes züchterischen Einfluss nehmen kann.

 

Mit diesem Artikel möchten wir Ihnen die verschiedenen Fellfarben der Pferde näher bringen, obwohl die Farbe niemals das vorranginge Zuchtziel sein sollte!

 

 

 

1. Die Grundfarben

 

Als Grundfarben werden in der Farblehre Rappe (schwarzes Fell mit schwarzem Langhaar), Brauner (braunes Fell mit schwarzem Langhaar) und Fuchs (rötliches Fell und Langhaar) unterschieden. Ein Schimmel wird auch in einer dieser Grundfarben geboren, ergraut dann jedoch im Laufe der Zeit, bis das Pferd komplett weiß ist.

 

2. Aufgehellte Farben

 

Durch bestimmte Gene können die Grundfarben der Pferde aufgehellt werden, wodurch so genannte Sonderfarben entstehen. Man unterscheidet beispielsweise die Aufhellung durch das Creme-Gen und das Dun-Gen, diese Gene können auch doppelt oder in Kombination vorkommen.

 

2.1 Aufhellung durch das Creme-Gen (Cr)

 

Das Creme-Gen bewirkt eine Aufhellung der Grundfarbe, so entsteht aus einem Rappen mit Creme-Gen-Aufhellung ein Smoky Black (graues Fell und gräulich bis schwarzes Langhaar), aus einem Braunen ein Buckskin (erdfarbenes Fell mit schwarzem Langhaar) und aus einem Fuchs ein Palomino (beiges Fell mit blondem Langhaar).

Durch das Cremegen aufgehellte Pferde besitzen in Abgrenzung zu durch das Dun-Gen aufgehellten Pferden keinen Aalstrich.

Eine Grundfarbe kann auch doppelt, also durch zwei Creme-Gens aufgehellt werden, so entsteht aus einem Rappen mit zwei Creme-Gens ein Smoky Cream, aus einem Braunen mit zwei Creme-Gens ein Perlino und aus einem Fuchs mit zwei Creme-Gens ein Cremello. Diese drei Farben sind gar nicht so einfach zu unterscheiden, da sie cremefarbenes Fell haben und die Grundfarbe nur ganz leicht durchschimmert. Ein Gentest kann bei allen Farben Aufschluss geben.

 

2.2 Aufhellung durch das Dun-Gen (D)

 

Das Dun-Gen hellt die Grundfarbe auf und verleiht zusätzlich immer einen Aalstrich in der jeweiligen Grundfarbe. Zebrastreifen, etwa an den Schultern oder Beinen, aber auch im Gesicht der Pferde, können zusätzlich auftreten.

Aus Rappe und Dun-Gen wird ein Rappfalbe/Grullo, aus einem Braunen mit Dun-Gen ein (Braun-)Falbe und aus einem Fuchs mit Dun-Gen ein Fuchsfalbe.

 

2.3 Aufhellung durch das Creme- und das Dun-Gen (Cr und D)

 

Wird eine Grundfarbe sowohl durch das Creme- als auch durch das Dun-Gen aufgehellt, so entsteht aus der Farbe Rappe ein Smoky Grullo, aus Braun ein Dunskin und aus Fuchs ein Dunalino.

 

2.4 Aufhellung durch das Champagne-Gen (Ch)

 

Das Champagne-Gen ist eines der seltensten Farbgene und tritt heute u. a. bei Deutschen Reitponys auf. Das Gen vererbt sich dominant, ob es reinerbig (Ch/Ch) oder mischerbig (Ch/n) auftritt, ist egal, die Aufhellung bleibt stets die Gleiche. Charakteristisch ist die rosafarbene Haut mit hellbraunen bis bläulichen Flecken um Augen, Maul und Geschlechtspartien und die grünen oder bernsteinfarbenen Augen. Geboren werden Champagnes mit leuchtend blauen Augen. Diese ist die einzige Farbgebung bei der farbiges Fell trotz heller Hautfarbe entsteht. Bei Geburt sind sie zudem dunkler und hellen mit den Jahren zur endgültigen Farbe auf. Champagne wirkt sich auf jede andere Farbe auf, lediglich das Schimmel-Gen überdeckt sie. So gibt es allerhand Kombinationen mit den Grundfarben und anderen Aufhellungen wie Creme oder Dun.

 

2.5 Aufhellung durch das Flaxen-Gen

 

Durch das Flaxen-Gen kann das Langhaar von Füchsen aufgehellt werde, was häufig mit der Farbe Palomino verwechselt wird. Das Flaxen-Gen hat jedoch nichts mit dem Creme-Gen zu tun. Es wird vermutet, dass das Flaxen-Gen rezessiv vererbt wird und somit beide Elternteile Träger des Flaxen-Gens sein müssen, um Nachzucht mit hellem Langhaar zu erhalten. Rappen und Braune können das Gen zwar tragen, allerdings wirkt es sich auch im reinerbigen Zustand nicht auf schwarzes Langhaar aus.

 

3. Schimmel

 

Schimmel sind Pferde, die das Grey-Gen tragen. Sie werden in einer Grundfarbe geboren und ergrauen durch das Grey-Gen im Laufe der Zeit, bis sie irgendwann vollständig weiß sind. Es wird vermutet, dass das Grey-Gen eine Mutation ist, weswegen die Farbe bzw. Pigmentierung der Pferde früher durch Absterben der Melanozyten, die dafür zuständig sind, verloren geht.

Der Erbgang des Grey-Gens ist dominant-rezessiv. 

 

4. Schecken

 

Unter einem Schecken versteht man, dass die Grundfarbe des Pferdes durch weiße Stellen unterbrochen wird, die den ganzen Körper betreffen und größer als die gängigen Abzeichen am Kopf und an den Beinen des Pferdes sind. In Anlehnung an die Grundfarben gibt es Rapp-, Braun- und Fuchsschecken. Auch die Sonderfarben und Schimmel können gescheckt sein, denn zum Beispiel Falbschecken und Porzellanschecken (Schimmel als Schecke) sind möglich. 

Nach der Form der weißen Stellen werden Schecken nochmal in verschiedene Unterkategorien unterteilt, man unterscheidet beispielsweise Platten- (plattenförmige, große weiße Flächen im Fell) und Tigerschecken (punktförmige, kleine weiße Stellen im Fell). Scheckungen werden stets dominant vererbt, deswegen gibt es auch Pferde, die mehrere Scheckungen gleichzeitig aufweisen.

 

4.1 Plattenschecken

 

4.1.1 Tobiano 

 

Tobiano ist die am weitesten verbreitete Scheckung und wird gerne auch als „Kuhschecke“ bezeichnet. Es ist zudem die einzige Variante, bei der sich die Scheckung nicht unbedingt auf den Kopf ausbreitet und so kann man ein komplett buntes Pferd ohne Abzeichen am Kopf haben. Im Regelfall kreuzt das Weiß die Rückenline und hin und wieder können auch Tobianos vorkommen, die einfarbig wirken, aber zum Beispiel Abzeichen wie weiße Flecken am Bauch oder schiefe Blessen, Laternen und so weiter aufweisen.

 

4.1.2 Frame Overo

 

Der Frame Overo tritt unter anderem bei Vollblütern auf. Häufig weist der Kopf sehr große Abzeichen auf und auch am Körper befinden sich meistens große, „unruhig ausgefranste“ Scheckungen. Im Regelfall kreuzt das Weiß hier nicht die Rückenlinie. Mit Frame Overo geht immer ein gewisses Risiko einher, denn wie auch beim Tobiano kann es sein, dass ein Overo-Träger einfarbig aussieht. Die Krux ist der letale Weißfaktor, den Frame Overos tragen. Der letale Weißfaktor wirkt lediglich reinerbig und führt dazu, dass die Fohlen kurz vor oder nach der Geburt sterben, deshalb muss man darauf achten, keine Frame Overos miteinander zu verpaaren.

 

4.1.3 Rabicano

 

Der Rabicano ist eine noch recht selten auftretene Scheckung. Es sind stichelhaarige Pferde, der Schweifansatz ist meist weiß. Die Stichelhaarigkeit verteilt sich überwiegend an der Unterseite des Bauches und den Flanken, selten auch an der Unterseite des Halses, so bekommen, je nach der Stärke der Ausprägung, Träger ein fast gestromtes Äußeres. Rabicano tritt häufig bei Arabischen Vollblütern und ihren Kreuzungen auf, allerdings gibt es auch Englische Vollblüter und somit, wenn auch sehr selten, Reitpferde und Ponys mit dieser Ausprägung.

 

4.1.4 Splashed White

 

Meist mit Islandpferden in Verbindung gebracht, wird der Splashed White hierzulande gerne als „Nordische Scheckung“ oder aber auch Helmschecke bezeichnet. Reinerbig sehen die Pferde aus, als hätte man sie in einen Farbeimer voll weißer Farbe getunkt. Mischerbige Pferde sind zumeist eher einfarbig mit schiefen Blessen (und blauen Augen sofern die Blesse das Auge berührt). Allerdings gibt es auch bei Warmblütern (meist mischerbige) Splashed Whites, welche fälschlicherweise als einfarbig eingetragen werden. Wichtig zu erwähnen ist, dass eine Studie zu reinerbigen Splashed Whites durchgeführt wurde und alle klinisch getesteten Pferde taub waren. 

 

4.1.5 Roan

 

Roan liegt auf demselben Genom wie Tobiano und muss so als Scheckung aufgeführt werden. Wie auch beim Rabicano mischen sich weiße Stichelhaare unter das Fell. Meist werden Roans dunkel geboren und hellen mit der Zeit auf, dies muss jedoch nicht immer der Fall sein. Kopf und Beine bleiben in der Grundfarbe und lediglich der Körper wird aufgehellt. Selten gibt es Roans, die am ganzen Körper stichelhaarig sind und nur vereinzelt die normale Grundfarbe zeigen, diese Pferde nennt man Corn Roans. Die meisten Roans werden außerdem als „Farbwechsler“ bezeichnet, da sich deutliche Unterschiede zum Sommer- und Winterfell zeigen.

 

4.1.6 White Spotting

 

White Spotting ist ein Sammelbegriff für viele Muster, die bis heute eher als Sabino oder Splashed White bezeichnet wurden. Inzwischen sind bis zu 20 verschiedene Variationen bekannt, die von ganz weiß bis auffällig größeren Abzeichen reichen. Als bekannteste Träger von White Spotting kann man sicher Shire Horses und Clydesdale bezeichnen. Da viele White Spotting Varianten nur bereits genetisch vorhandene Abzeichen vergrößern, findet man bei Deutschen Reitpferden und Reitponys häufig Tiere mit hochweißen Beinen und großen Blessen, sowie (nicht immer) einem mehr oder weniger großen, unruhigen Fleck am unteren Bauch. 

 

4.2 Tigerschecken

 

Tigerschecken gibt es in verschiedensten Varianten. Vom Snowflake, bei dem die Grundfarbe mit weißen Flecken versehen ist, über Leoparden und Schabracktigern gibt es unzählige Möglichkeiten. Des Weiteren verändert sich die Scheckung über die Jahre und so weiß man erst im Erwachsenenalter, wie das Pferd letzten Endes wirklich gemustert ist. Reinerbig sind alle Tigerschecken nachtblind. Außerdem gibt es auch bei mischerbigen Tieren nicht selten Augenprobleme, ob dies rasseabhängig ist und ob es ein spezielles Leopard-Gen gibt, welches diese Augenprobleme auslöst wird noch untersucht. 

 

 

 

Farbtests

 

Unser Partnerlabor führt zahlreiche Farbtests für uns durch. gern testen wir auch Ihr Pferd. In unserem Shop finden Sie verschiedene Testmöglichkeiten. 

 

In eigener Sache

 

Von vielen unserer Stuten liegen bereits genetische Farbprofile vor, sodass wir Wahrscheinlichkeiten berechnen können, mit welcher Farbe die Fohlen aus bestimmten Anpaarungen geboren werden. Bitte kontaktieren Sie uns, falls Sie daran interessiert sind. 

Überblick über aufgehellte Farben:

Grundfarbe mit Creme-Gen (Cr) mit zwei Creme-Gens (CrCr) mit Creme- und Dun-Gen (Cr + D) mit Dun-Gen (D)
Rappe Smoky Black Smoky Cream Smoky Grullo Rappfalbe/Grullo
Brauner Buckskin Perlino Dunskin (Braun-)falbe/Dun
Fuchs (ee) Palomino Cremello  Dunalino Fuchsfalbe/Red Dun

Farbbeispiele (zum Teil aus eigener Zucht):

Rappe (Fohlenglücks Ituanga)
Rappe (Fohlenglücks Ituanga)
Rappfalbe/Grullo (Valido's Grey Star G)
Rappfalbe/Grullo (Valido's Grey Star G)

Brauner (Nobody's Perfekt)
Brauner (Nobody's Perfekt)
Buckskin (Fohlenglücks Quintana)
Buckskin (Fohlenglücks Quintana)
Perlino (Fohlenglücks Rosalie)
Perlino (Fohlenglücks Rosalie)

Fuchs (Fohlenglücks Magic Mike)
Fuchs (Fohlenglücks Magic Mike)
Palomino (Fohlenglücks Rheinfee)
Palomino (Fohlenglücks Rheinfee)
Cremello (Reitlands Rheingold)
Cremello (Reitlands Rheingold)
Dunalino (Danny Gold T)
Dunalino (Danny Gold T)
Fuchsfalbe (Fohlenglücks Danny Red C)
Fuchsfalbe (Fohlenglücks Danny Red C)


 

Text erarbeitet von Claudia Brinkmann und Sarah Jüngling